Gute Lebensmittel sind sowieso schon etwas teurer und das geht auch nicht anders, wenn die Umwelt nicht ausgebeutet wird. Starkes Marketing und ein Lifestyle-Zuschlag im Supermarkt machen Bioprodukte aber auch nicht besser. Daher gründen sich allerorts Bioläden, die einen festen Kreis von Mitgliedern beliefern und dadurch nicht nur Gemeinschaft fördern, sondern auch Geld sparen.

Als Kollektiv für die Gemeinschaft

Es gibt viele Wege an gesundes, regionales Essen zu kommen. Neben dem Selbstanbau, den SoLaWis, Containern und den Biokisten gibt es auch Mitgliederläden. Das Biokollektiv Onkel-Emma in Marburg ist eines der Beispiele, wie ein Team von 6 gleichberechtigten Inhaber*innen einen Bioladen basisdemokratisch verwalten. Über tausend Menschen machen sie damit satt und es stehen noch über 300 auf der Warteliste.

Auch Food-Coops funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, wo sich eine Verbrauchsgemeinschaft zusammenschließt und direkt beim Großhandel einkauft. Sie verzichten oftmals ganz auf Läden und haben nur ein Depot, wo jedes Mitglied seinen Teil abholen kann.

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Tipps zur Gründung eines Mitgliederladens

Eine gute Größe sind 200qm Laden und 100qm Lagerfläche. Alles sollte ebenerdig oder per Fahrstuhl erreichbar sein. Im Lager braucht man eine Kühlzelle wo mind. 5 Trollis (90 x 90 cm) platz finden, für Gemüse und Milchprodukte, die oft nachts angeliefert werden.

Ein Mietpreis um 5 €/qm ist angemessen. Es geht aber auch günstiger, weil Mitgliederläden gut Hinterhöfe nutzen können, da sie ihre Kundschaft ja kennen. Bei sehr guten Lagen können sich bis maximal 10 €/qm lohnen. Mitverträge sollte möglichst vom Vermieter nicht kündbar sein, bzw. erst nach 10 Jahren. Gerade wenn Mitgliederläden auch andere Initiativen beherbergen, sollte der Nutzungsbereich im Mietvertrag sehr breit und grob formuliert werden.

Oftmals müssen pro qm Ladenfläche eine bestimmte Anzahl an Parkplätzen bereit gestellt werden. Das sollte neben Schadstoffbelastungen der Räume, möglicher Einbau von Trennwänden und der Aufzugfrage vor dem Einzug geklärt werden.

Für ein Selbstverwalteten Bioladen braucht man ein Team von mind. 4 Personen. Stundenlöhne von ca. 13 €/Std. sollten möglich sein.

Alle Mitglieder zahlen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von ca. 20 € der aber nach Selbsteinschätzung auch nur 12 € oder sogar 35 € betragen kann. Kinder zahlen 3 €/monat. Die Mitglieder bekommen die Wahre zum Einkaufspreis zuzüglich 10 bis 12 % für die Löhne. Die grundlegende Ladenmiete sollte aber über die monatlichen Mitgliedsbeiträge abgedeckt werden. Dadurch entsteht die gemeinschaftsstiftenden Identität mit “unserem Mitgliederladen”. Für eine Ladengröße von 200 qm sind 550 erwachsene Mitglieder ganz gut. Also etwa 2,75 Mitglieder pro Quadratmeter bzw. etwa 0,35 qm/Mitglied.

Großlieferanten helfen oftmals sehr zuvorkommend bei der Regalplanung und dem Aufbau von Lieferketten, jedoch muss man aufpassen, sich von ihnen nicht abhängig zu machen und auf keinen Fall Knebelverträge zu unterzeichnen. Welche Großlieferanten es in einer Region gibt, erfährt man am besten über andere Bioläden. In erster Linie sollte aber natürlich auf regionale Bauern und Genossenschaften zurück gegriffen werden.

Öffnungszeiten sollten jeden Tag möglichst gleich sein, sonst checken die Kunden nicht, wann sie kommen können. Z.B. 9:30 bis 19 Uhr unter der Woche und 9:30  bis 15 Uhr am Samstag. Je länger, desto besser. Ggf. können hier die Mitglieder einfach mitentscheiden, wann es ihnen passt und selber schichten übernehmen.

An der Kasse sollten nur verlässliche, eingearbeitete Mitarbeiter sitzen, da Fehler hier schnell zu teuren Strafen beim Finanzamt führen können. Wenn die Barkasse nicht mit dem Wert im elektronischen Kassenspeicher übereinstimmen, wird man schnell des Schwarzhandels bezichtigt.